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Der Berufswahlpass als Beratungs- und Förderinstrument in der Berufsorientierung
Bettina Eiserloh / Daniela Evermann, Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V.
Immer mehr hessische Schulen nutzen den seit 2009 bereitgestellten Berufswahlpass (vgl. www.kompo7.de/aktuell) als Beratungs- und Begleitungsinstrument für die Berufsorientierung ihrer Schülerinnen und Schüler. Gleichzeitig besuchen immer mehr Lehrkräfte entsprechende Fortbildungen, in denen sie Anregungen und neue Impulse zum Einsatz des Berufswahlpasses im Unterricht erhalten.
1. Der Berufswahlpass als Dokumentations- und Beratungsinstrument
Warum der Berufswahlpass so gefragt ist, erklärt Birgit Bleser, Fachberaterin am Staatlichen Schulamt Wiesbaden und Rheingau-Taunus: "Der Berufswahlpass bietet die Chance, dass Eltern und Lehrkräfte in der Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler Hand in Hand arbeiten und somit den erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf fördern."
Auch die Betriebe nehmen den Berufswahlpass zunehmend wahr und schätzen die Informationen, die im Rahmen der Berufsorientierung im Berufswahlpass gesammelt werden. "Der Berufswahlpass ist eine Hilfe bei der Berufsorientierung, zeigt verschiedene Informationsmöglichkeiten auf und dokumentiert den eigenen, persönlichen Weg. Wenn die Berufswahl dann getroffen wird, kann man sich an Hand des Berufswahlpasses erinnern, alle Aspekte nochmals abwägen und die Entscheidung somit festigen. Uns als Unternehmen zeigt der Berufswahlpass die Vielfalt der Überlegungen und damit die Seriosität der Entscheidung eines Jugendlichen." so Walter Schmidt von der InfraServ GmbH & Co KG aus Wiesbaden.
Die schulische Berufsorientierung regt die Schülerinnen und Schüler an, eine tragfähige Berufswahlentscheidung zu entwickeln
Die schulische Berufsorientierung regt die Schülerinnen und Schüler an, eine tragfähige Berufswahlentscheidung zu entwickeln, diese zu konkretisieren und zu realisieren. Mit Hilfe des Berufswahlpasses können die Schülerinnen und Schüler ihre individuellen Stärken und beruflichen Interessen klären und grundlegendes Wissen über die Berufs- und Arbeitswelt sowie den damit verbundenen Anforderung erwerben. Die Arbeit mit dem Berufswahlpass fördert die Verantwortungsübernahme für den persönlichen Orientierungsprozess. Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, eigenständig ihre nächsten Schritte zu planen und zu gestalten. Die Dokumentation erfolgt im Berufswahlpass, hier können die einzelnen Schritte nachgeschaut, und die Planungen jederzeit angepasst werden.
Für die Lehrkräfte ist der Berufswahlpass ein Hilfsmittel für die Beratung und Begleitung der Schülerinnen und Schüler im Orientierungsprozess
Beratungsgespräche und Entwicklungsvereinbarungen in Bezug auf den Berufsorientierungsprozess und die Kompetenzentwicklung können im Berufswahlpass dokumentiert werden. Die Orientierung und Entwicklung kann gemeinsam von den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern fortlaufend überprüft, entsprechend der individuellen Entwicklung angepasst und neu formuliert werden. Die Beratungsgespräche und Entwicklungsvereinbarungen regen zum selbständigen und eigenverantwortlichen Arbeiten mit dem Berufswahlpass innerhalb der Berufsorientierung an, indem individuelle Bezüge zu den eigenen Stärken und Interessen aufgezeigt werden. In diesem ständigen Reflexionsprozess begleiten die Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler, indem sie bei der Klärung von Potenzialen und Interessen, bei dem Entwurf von Berufswünschen sowie bei deren Konkretisierung und Realisierung unterstützen. Die Lehrkräfte gestalten fächer- und jahrgangsübergreifende Lern- und Unterrichtseinheiten. In diesen werden die Schülerinnen und Schüler unterstützt eigene Schritte innerhalb des Orientierungsprozesses zu planen und umzusetzen. Die fächerübergreifende Arbeit mit dem Berufswahlpass unterstützt dabei nicht nur die Beratungsarbeit der Lehrkräfte, sondern auch die Zusammenarbeit innerhalb des Kollegiums. Hier kann die Arbeit mit dem Berufswahlpass zudem die kontinuierliche Weiterentwicklung des Berufsorientierungskonzeptes der Schule und die Vernetzung der verschiedenen Berufsorientierungsaktivitäten unterstützen.
2. Der Berufswahlpass als Hilfsinstrument für die individuelle Förderung
Der Einsatz des Berufswahlpasses im Unterricht zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler für das Thema Berufsorientierung zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen eine tragfähige Berufswahlentscheidung zu entwickeln. Die Arbeit mit dem Berufswahlpass ist darauf ausgerichtet, dass sie ihren Orientierungsprozess selbständig und eigenverantwortlich gestalten und dabei von den Lehrkräften individuell gefördert werden. Mit individueller Förderung im Sinne des Berufswahlpasses ist die Beratung und Begleitung der Schülerinnen und Schüler innerhalb ihres individuellen Orientierungsprozesses gemeint. Dies schließt die zunehmende Verantwortungsübertragung durch die Lehrkräfte sowie die Verantwortungsübernahme durch die Schülerinnen und Schüler ein.
Die individuelle Förderung richtet sich nach den folgenden Berufsorientierungsphasen:
1. Phase: Stärken und Interessen feststellen
Diese Phase der schulischen Berufsorientierung beschreibt das Feststellen von Stärken und beruflichen Interessen der Schülerinnen und Schüler mittels geeigneter Kompetenzfeststellungsverfahren und bildet die Ausgangslage für ihre weitere Förderung.
2. Phase: Kompetenzen individuell fördern
Diese Phase ist gekennzeichnet durch die individuellen Entwicklungsschritte der Schülerinnen und Schüler in der Berufsorientierung. Bis zum ersten Praktikum werden individuelle Potenziale in Beziehung mit Berufsfeldern und deren Anforderungen gesetzt und erste Berufsideen entworfen. Unterstützung in der Förderung erfahren sie z.B. durch schulische Berufsorientierungsangebote, Lehrkräfte, Berufsberatung und Eltern.
3. Phase: Informationen sammeln und Berufe erkunden
In der Informations- und Erkundungsphase werden von den Schülerinnen und Schülern Informationen zu Berufen, den berufstypischen Anforderungen und Ausbildungswegen eingeholt und ausgewählte Berufe im Rahmen von Praktika und Praxistagen etc. erkundet. Unterstützt werden sie bei der Informationsbeschaffung und -auswertung durch Eltern, Lehrkräfte, Berufsberater / Berufsberaterinnen und schulische Beratungsfachkräfte.
4. Phase: Berufswahl konkretisieren und realisieren
Aufgrund der individuellen Förderung und Praxiserfahrungen können sich die Schülerinnen und Schüler in dieser Phase für einen Beruf entscheiden und eine tragfähige Berufswahlentscheidung treffen.
Diese Phasen der Berufsorientierung richten sich nach den individuellen Entwicklungsverläufen der Schülerinnen und Schüler innerhalb ihres Berufsorientierungsprozesses. Dieser Entwicklungsverlauf ist nicht idealtypisch zu verstehen, sondern vielmehr als ein Prozess mit Wechselwirkungen, da sich die individuellen Stärken, Interessen und Berufswünsche im Laufe des Orientierungsprozesses verändern (können).
Die Lehrkräfte flankieren den Orientierungsprozess, indem sie ihre Schülerinnen und Schüler individuell beraten und begleiten. Anhand der dargestellten Phasen wird im Folgenden die individuelle Förderung mit dem Berufswahlpass in den Jahrgangsstufen sieben bis zehn aufgegriffen und skizziert.
Die individuelle Förderung in der Jahrgangsstufe 7:
Im Sinne einer frühzeitigen Berufsorientierung führen Schulen in der siebten Jahrgangsstufe eine Kompetenzfeststellung, wie z.B. die Kompetenzfeststellung KomPo7 (s. www.kompo7.de) durch. Die Beobachtungsergebnisse ermöglichen die Arbeit mit den sozialen, personalen und methodischen Kompetenzen sowie den beruflichen Neigungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler. Im Anschluss an die Kompetenzfeststellung können die individuellen Ergebnisse im Schulunterricht aufgearbeitet werden, indem jede Schülerin / jeder Schüler für ihre / seine persönliche Rückmeldung eine Zusammenfassung (vgl. Grafik: Meine Ergebnisse der Kompetenzfeststellung) schreibt und im Berufswahlpass im dokumentiert. Das Arbeitsblatt mit seinen Inhalten zeigt den Lehrkräften auf, wo sich Stärken und Interessen der Schülerinnen und Schüler abzeichnen und beinhaltet erste Entwicklungsschritte. Diese Schritte werden zwischen Lehrkraft und Schülerin / Schüler besprochen und in einen Berufsorientierungsplan (vgl. Grafik: Berufsorientierungsplan) transferiert, den die Schülerinnen und Schüler im Berufswahlpass im Teil 2: Meine Lernplanung abheften. Der Berufsorientierungsplan gilt als Wegweiser für die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler. Hier können die Entwicklungs- und Orientierungsvorhaben aufgezeigt und analog zum Orientierungsverlauf fortgeschrieben werden.
Die individuelle Förderung in der Jahrgangsstufe 8:
Die Berufsorientierungsplanung wird zu Beginn der 8. Klasse überprüft und ggf. angepasst. Im Fokus der Förderung seitens der Lehrkräfte steht die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler bei der Suche nach Informationen zu Berufen, deren berufstypischen Anforderungen, den Ausbildungswegen und bei der Erkundung ausgewählter Berufe im Rahmen von Praktika und Praxistagen etc. Die Lehrkräfte fördern ihre Schülerinnen und Schüler, indem sie z.B. im Schulunterricht Steckbriefe zu Berufen erstellen, Präsentationen über die Berufe erarbeiten lassen und über die unterschiedlichen Berufe diskutieren. Zur Vorbereitung auf das Schulpraktikum wählen die Schülerinnen und Schüler einen Beruf bzw. Berufsbereich, welchen sie im Praktikum erproben. In Vorbereitung auf das Praktikum recherchieren sie zusätzlich, in welchen regionalen Betrieben die gewählten Berufe angeboten werden. Die Steckbriefe, die Berufspräsentationen sowie die Berufelisten werden im Berufswahlpass im Dokumentationsteil abgeheftet und im weiteren Orientierungsprozess von den Lehrkräften als Beratungsansätze genutzt.
Weitere Orientierungsangebote zur Vorbereitung auf das Schulpraktikum können z.B. Betriebsbesichtigungen oder Job-Interviews darstellen, die seitens der Lehrkräfte arrangiert werden. Berichte über die Betriebsbesichtigungen sowie Leitfäden für die Job-Interviews und die daraus resultierenden Ergebnisse werden ebenfalls im Berufswahlpass dokumentiert, sodass die Schülerinnen und Schüler erste Berufsideen entwickeln und sich für einen konkreten Beruf bzw. Berufsbereich für das erste Schulpraktikum entscheiden können. Weiterhin können sie während des Praktikums ein Berichtsheft im Berufswahlpass führen, indem sie über die täglichen Arbeiten im Betrieb berichten. Im Anschluss an das Praktikum präsentieren sie z.B. auf einem Elternabend ihre Praktikumsberufe und die gemachten Erfahrungen. Durch die Reflexion können die Schülerinnen und Schüler ihre Berufsideen bzw. Berufswünsche konkretisieren.
Die individuelle Förderung in den Jahrgangsstufen 9/10:
In den Jahrgangsstufen 9/10 können die Schülerinnen und Schüler ihre Berufswünsche überprüfen, indem sie ein weiteres Praktikum absolvieren. Auf die bereits erarbeiteten Berufelisten sowie Betriebslisten können sie mit Hilfe des Berufswahlpasses zurückgreifen. Sollten sich Berufsideen und -wünsche zwischenzeitlich geändert haben, können die Schülerinnen und Schüler auf ihre Methodenkompetenz zurückgreifen und sich neue Informationen zu Berufen und Betrieben verschaffen. Im weiteren Verlauf der Jahrgangsstufen 9 und 10 treffen sie, auf Basis ihres Orientierungsprozesses und mit Hilfe des Berufswahlpasses, eine Berufswahlentscheidung. Diese Berufswahlentscheidung wird, sofern Potenziale und Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler mit den berufstypischen Anforderungen übereinstimmen, Schritt für Schritt im weiteren Übergangsprozess von der Schule in den Beruf realisiert. Schulische Angebote wie z.B. Bewerbungstrainings oder das Suchen von Stellenangeboten zählen ebenso zu den Begleitungsmaßnahmen wie die Beratung durch Lehrkräfte und/oder die Berufsberatung. Die konkreten Übergangsschritte werden zwischen Lehrkraft und Schülerin bzw. Schüler vereinbart und im Berufsorientierungsplan festgehalten.
Die Beispiele zeigen Ansätze der individuellen Förderung bzw. der Orientierungsplanung auf. Der Berufswahlpass dient den Lehrkräften dabei als Beratungsinstrument, welches Auskunft über die aktuellen Entwicklungen der Schülerinnen und Schüler innerhalb der Berufsorientierung gibt. Der Berufswahlpass wird mit seinen Inhalten zur Schnittstelle zwischen Schülerinnen / Schülern, Eltern und Lehrkräften, sodass die Berufsorientierung als gemeinsame Aufgabe verstanden werden kann. In einem weiteren Schritt wird der Berufswahlpass ein wichtiges Instrument im Bewerbungsverfahren. Betriebe sehen eine Abbildung der Berufsorientierungsschritte und erkennen die Bemühungen und Aktivitäten, die die Jugendlichen unternommen haben.
3. Aufbau und Inhalte des Berufswahlpasses
Zur Begleitung der schulischen Berufsorientierung wurde der Berufswahlpass im Schuljahr 2000/2001 im Rahmen eines Verbundprojektes (vgl. www.berufswahlpass.de/wir-ueber-uns) der Länder Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein entwickelt und erprobt. Aus dem Verbundprojekt heraus gründete sich 2005 die Bundesarbeitsgemeinschaft Berufswahlpass, der auch die Länder Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beitraten. Neben dem Berufswahlpass existieren Entwicklungsportfolios, mit dem Ziel, die Schülerinnen und Schüler in ihrer beruflichen Orientierung zu fördern.
Der Berufswahlpass ist als Entwicklungsportfolio für die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern in Form eines DIN-A4-Ringbuchs konzipiert. Er begleitet die Jugendlichen in ihrem individuellen Berufsorientierungsprozess und bietet ihnen Ansätze zur Erarbeitung von Stärken und beruflichen Interessen. Darüber hinaus können die Schülerinnen und Schüler im Berufswahlpassordner ihre praktischen Erfahrungen aus der Arbeitswelt dokumentieren und relevante Unterlagen z.B. Zeugnisse sammeln. Der Einleitung folgen vier inhaltliche Abschnitte (vgl. Berufswahlpass Ordner).
Der erste Abschnitt "Angebote zur Berufsorientierung" bietet der jeweiligen Schule Gelegenheit, ihr schulinternes Konzept zur Berufsorientierung – einschließlich der Angebote externer Kooperationspartner (z.B. Betriebe) – darzustellen und zu erläutern. Darüber hinaus werden hier auch die inner- und außerschulischen Ansprechpartner und Beratungsangebote zur Berufsorientierung (für die Berufsorientierung zuständige Lehrkräfte oder die Berufsberatung der Agentur für Arbeit) aufgeführt.
Der zweite Abschnitt "Mein Weg zur Berufswahl" stellt den Kernbestandteil des Berufswahlpasses dar und unterstützt die Schülerinnen und Schüler bei der individuellen Berufsorientierungsplanung sowie bei der Gestaltung ihres Berufsorientierungsprozesses. Im Unterkapitel "Mein persönliches Profil" werden u.a. Arbeitsblätter zur Selbst- und Fremdeinschätzung sowie weitere Unterlagen zur Bestimmung der eigenen Fähigkeiten und Interessen angeboten. Unter "Meine Lernplanung" und "Meine Übergangsschritte" finden sich Anregungen und Unterlagen zur individuellen Berufsorientierungsplanung. Mit zahlreichen Übersichten, Planungsrastern und Checklisten werden selbstgesteuertes Lernen sowie die eigenverantwortliche Klärung der persönlichen Interessen, Stärken und Ziele gefördert.
Der dritte Teil "Dokumentation" dient der systematischen Erfassung von Nachweisen, die die Schülerinnen und Schüler im Rahmen ihrer Berufsorientierung erhalten haben. Diese Sammlung von relevanten Unterlagen eignet sich dazu, dass sie ihre erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen erkennen und für die individuelle Berufsorientierungsplanung nutzen. Die Aufbewahrung von Dokumenten und Bescheinigungen ist ein wichtiges Lernziel nicht nur in der Arbeit mit dem Berufswahlpass, sondern auch zur Bewältigung des "alltäglichen Lebens".
Im vierten Abschnitt des Berufswahlpasses "Hilfen zur Lebensplanung" finden sich Informationen und Hinweise zu verwaltungsmäßigen Angelegenheiten wie z.B. eine Aufstellung über die Zuständigkeiten verschiedener Ämter sowie eine Liste wichtiger Versicherungen. Darüber hinaus finden die Jugendlichen hier Unterlagen zur Finanzplanung z.B. "Auskommen mit dem Einkommen" und Tipps zum eigenständigen Wohnen und Hinweise zum Mietrecht.
4. Der Berufswahlpass im Kontext des lebenslangen Lernens
Vor dem Hintergrund der stetigen Veränderung in der Berufs- und Arbeitswelt ist die schulische Berufsorientierung zu einer wichtigen Bildungsaufgabe geworden. Unter Berücksichtigung ihres aktuellen innerschulischen Verständnisses kommen ihr drei zentrale Aufgaben zu:
- Befähigung der Schülerinnen und Schüler eine tragfähige Berufswahlentscheidung zu treffen.
- Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit und Unterstützung zu geben, ihre Berufswahlentscheidung zu konkretisieren und zu realisieren.
- Den Schülerinnen und Schülern zu einem guten Start in einen lebenslangen Prozess zu verhelfen, der immer wieder die Klärung der individuellen Stärken und Interessen sowie den Erwerb von Wissen über die Berufswelt beinhaltet.
Der Berufswahlpass begleitet eine sehr frühe Phase des lebenslangen Lernens. Stärken, Interessen und Neigungen werden hier, wie auch im späteren Erwerbsleben immer wieder, identifiziert, dokumentiert, reflektiert und zur Planung der Erwerbsbiographie genutzt.
In dieser Konsequenz sollte die Arbeit mit dem Berufswahlpass nicht nach der Sekundarstufe I beendet werden. Entsprechend dem Prinzip des lebenslangen Lernens erstreckt sich der Prozess der Identifikation / Bewusstmachung formal und informell erworbener Kompetenzen, Interessen und Neigungen über die gesamte Berufsbiografie. Praktikumsbescheinigungen, Nachweise über ehrenamtliche Tätigkeiten, erstellte Profile usw. können weiter aufbewahrt und genutzt werden, unabhängig davon, welcher Weg nach der Schule eingeschlagen wird. Der Berufswahlpass kann in weiterführenden Schulen, in berufsvorbereitenden Maßnahmen, besonderen Bildungsgängen etc. weitergeführt und genutzt werden. Berufsorientierungskonzepte dieser Bildungseinrichtungen und -träger können so direkt an das Vorangegangene anknüpfen. Eine Fortführung des Portfolios über die Schulzeit und die Erstausbildung hinaus ist sinnvoll, um in Phasen beruflicher Neuorientierung den Status quo der im Verlauf bisheriger Berufstätigkeit erworbenen Kompetenzen und Qualifikationen bewusst zu machen und zu bilanzieren, berufliche Interessen zu konkretisieren oder gar neu zu bestimmen. Teile des Berufswahlpasses wie Dokumente, Zertifikate, Stärken/Interessen-Profile etc. können in geeignete Portfolioinstrumente eingebunden und weitergeführt werden. Beispiele hierfür sind der ProfilPASS (vgl. www.profilpass.de) oder der Europass (vgl. http://europass.cedefop.europa.eu/de/home).
Schulische Berufsorientierung (mit dem Instrument Berufswahlpass) geht somit über die reine berufliche Orientierung hinaus und hilft der Schülerin / dem Schüler auf dem Weg zu einer selbstbestimmten beruflichen Biographie.