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Vernetzung auf der operativen Ebene ist ein Erfolgsfaktor für die Kontinuität der regionalen OloV-Arbeit
Interview mit Marco Schöppner, Arbeitsagentur Hanau, Regionaler OloV-Koordinator im Main-Kinzig Kreis
Herr Schöppner, die Arbeitsagentur nimmt im Übergang Schule - Beruf zahlreiche unterschiedliche Aufgaben wahr. Viele der OloV-Qualitätsstandards betreffen Aufgabenbereiche, die in die Zuständigkeit der Arbeitsagentur fallen. Wo sehen Sie die Arbeitsagentur im Netzwerk der OloV-Akteure in Ihrer Region?
Die Agentur für Arbeit hat einen gesetzlichen Auftrag (Sozialgesetzbuch Drittes Buch) für Orientierung, Beratung, Vermittlung und Förderung sowie für die Zusammenarbeit in Netzwerken. Unsere Fachkräfte erledigen diese Aufgaben täglich, neutral und, wie ich meine, professionell. In der Netzwerkarbeit werden die verschiedenen Rollen deutlich, die sich aus dem gesetzlichen Auftrag der Agentur für Arbeit ergeben, z. B. fachlicher Austausch, Beratung und Berichterstattung, Entscheidungen über Förderinstrumente, Auftraggeberin (vgl. Schaubild am Ende dieses Artikels).
Gibt es durch OloV Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die es vorher nicht gab?
Besonders die regelmäßigen Treffen mit den OloV-Schulkoordinationen bieten eine gute Gelegenheit für den direkten fachlichen Austausch, der sonst nicht möglich oder vorgesehen wäre. Der persönliche Austausch hat dabei viele Vorteile gegenüber der schriftlichen Kommunikation.
Hat sich durch die Kooperation im OloV-Netzwerk die Zusammenarbeit der Arbeitsagentur mit den Schulen verändert?
Die OloV-Struktur wurde dazu genutzt, um die Zusammenarbeit mit den Schulen zu intensivieren und auszubauen. An vielen Schulen konnte die Präsenz der Berufsberatung zeitlich und inhaltlich erweitert werden (Sprechstunden, Beratung in der Schule, Durchführung von Ausbildungsbörsen u. v. m.).
Wie stellen die OloV-Akteure in Ihrer Region gegenseitig Transparenz über ihre Tätigkeiten im OloV-Kontext her, wie definieren und gestalten sie Schnittstellen?
Die OloV-Struktur wird dazu genutzt, um Informationen gezielt oder allgemein weiter zu geben. Dazu zwei aktuelle Beispiele: Die Vielzahl der Angebote im Übergang Schule-Beruf wird demnächst in einem "OloV-Lexikon für Hanau und den Main-Kinzig-Kreis" dargestellt werden, das Anfang 2013 online geht. Auch mit unserem großen OloV-Netzwerk(e)tag am 12. Dezember 2012 in Bad Orb schaffen wir ein Forum, damit sich Netzwerkpartner/innen aus Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis näher kennenlernen und über ihre Schnittstellen austauschen können. Besonders freue ich mich, dass sich zu diesem ersten kreisweiten Treffen auf "operativer Ebene" rund 160 Interessierte aus den verschiedenen Professionen und Funktionen im Übergang Schule – Beruf angemeldet haben. Die Arbeitsergebnisse aus dem großen Treffen werden dann in den Steuerungsgruppen nachbereitet.
Derzeit stehen in der OloV-Steuerungsgruppe im Main-Kinzig-Kreis einige personelle Wechsel an. Wie schaffen Sie es, bei solchen Änderungen Kontinuität in der Zusammenarbeit zu bewahren?
Kontinuität ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, insbesondere die personelle Kontinuität. Für den Fall personeller Wechsel ist eine gute Dokumentation der Arbeit und eine persönliche Einführung neuer Mitwirkender hilfreich. Darüber hinaus findet Verzahnung nicht nur auf oberster Führungsebene, sondern auf mehreren Ebenen statt.
Gibt es auch überregionale Kooperationen im Rahmen von OloV-Aktivitäten, z. B. mit anderen Regionen in Hessen oder mit Projekten aus anderen Bundesländern? Wie sind diese zustande gekommen?
Die Erkenntnisse der Agenturen für Arbeit aus OloV werden BA-intern ausgetauscht und auf überregionalen Dienstbesprechungen auch an andere Regionen in der Bundesrepublik weitergegeben. Auch aus dem europäischen Ausland haben uns bereits Fragen zu OloV erreicht.
Die Arbeitsagentur Hanau bzw. Sie selbst haben nun schon seit einigen Jahren das Amt des Regionalen OloV-Koordinators inne. Was ist aus Ihrer Erfahrung wichtig, um diese Aufgabe zu erfüllen? Welches Aufgabenverständnis, welche Herangehensweise sollte ein Regionalkoordinator haben?
Strategisches Arbeiten im Übergang Schule-Beruf setzt vor allem aktuelles fachliches Wissen über Zusammenhänge und Hintergründe voraus. Als Regionalkoordination ist vor allem wichtig, Impulse aufzunehmen und Impulse zu geben.
Wie kann die Arbeit der Regionalkoordination unterstützt werden?
Eine Regionalkoordination braucht: ein klares Mandat, tatkräftige Unterstützung im eigenen Hause (z. B. durch eine Assistenzkraft) und die aktive Mitarbeit aller beteiligten Institutionen.
Wenn Sie einer Regionalkoordination, die ihr Amt neu antritt, einen Tipp geben könnten, was würden Sie ihr oder ihm raten? Womit sollte die OloV-Arbeit beginnen?
Eine gründliche Bestandsaufnahme und das Interesse für Strukturen und Prozesse sind wichtig. Die besten Informationen über den Stand des OloV-Prozesses bekommt man von Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen, von Eltern und natürlich von den regionalen Unternehmen.
Zum gesetzlichen Auftrag der Arbeitsagentur gehören folgende Aufgaben:
Berufs- und Studienorientierung, z. B.
- Unterrichte zur Berufs- und Studienorientierung in den Schulen
- Mitwirkung und (Mit-)Organisation von Berufs- und Studienmessen sowie Ausbildungsbörsen
- umfangreiches Medienangebot der Bundesagentur für Arbeit zur Berufs- und Studienorientierung (Berufs-Informations-Zentrum, Internetangebote, Printmedien)
- Förderung von Projekten der vertieften Berufsorientierung
- Betriebsbesuche für Ausbildungsinteressierte
Beratung (Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern, Unternehmen), z. B.
- zur Berufs- und Studienwahl sowie über Bildungswege
- Orientierungs- und Entscheidungsberatung
- Integrationsbegleitende Beratung
Vermittlung in Ausbildung und duales Studium, z. B.
- Erstellung eines ausführlichen Stellengesuchs für Ausbildungssuchende
- Umfassender Service für Ausbildungsbetriebe (u. a. Erstellung eines ausführlichen Stellenangebots für die Jobbörse)
- Unterbreitung von Vermittlungsvorschlägen
- Online-Zusammenarbeit mit der Berufsberatung über die Jobbörse (geschützter Account)
- Ausbildungsbörsen
- Betriebsbesuche für Ausbildungsinteressierte
Förderleistungen, z. B.
- Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH)
- Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB)
- Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (BaE)
- Vermittlungsbudget
- Berufseinstiegsbegleitung
Netzwerkarbeit, z. B.
- Gremienarbeit (z. B. Jugendhilfeausschüsse, Steuerungsgruppen)
- Arbeitsbündnisse Jugend und Beruf
- Lotsenfunktion für Kundinnen und Kunden
- Fortbildungsangebote für Netzwerkpartner/innen (z. B. Lehrer/innen)