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Welche Rekrutierungswege Ausbildungsbetriebe nutzen und wie erfolgreich sie damit sind
Auf dem Ausbildungsmarkt wird es für Unternehmen zunehmend eng. Parallel zur wachsenden Anzahl an Ausbildungsplätzen, die nicht besetzt werden können, steigt die Zahl der Betriebe, die bereits beim Bewerbungseingang leer ausgehen. Der aktuelle BIBB-Report 3/2023 untersucht eine wichtige Stellschraube, mit der Ausbildungsbetriebe die Zahl und Zielgenauigkeit von Bewerbungen beeinflussen können, nämlich die Nutzung unterschiedlicher Rekrutierungskanäle, und die damit erzielten Erfolge.
Wie die ausgewerteten Befragungsergebnisse aus dem BIBB-Qualifizierungspanel 2022 zeigen, machen Betriebe ihre Ausbildungsangebote zumeist über mehrere Kanäle bekannt und haben die Bandbreite an Rekrutierungsstrategien gegenüber früheren Jahren ausgeweitet. Die Ergebnisse der Untersuchung legen nahe, dass eine Kombination unterschiedlicher Strategien sinnvoll ist.
Die Studie ergab, dass meist indirekte Rekrutierungskanäle für die Suche nach Azubis eingesetzt werden, d.h. Ausbildungsangebote werden präsentiert, um eine Resonanz bei der passenden Zielgruppe zu erreichen. An Jugendliche richten sich hierbei zumeist digitale Varianten und soziale Medien. Analoge Formate (wie die klassische Zeitungsanzeige oder die Streuung über Mitarbeitende und Kundschaft) zielen auf Eltern und andere Bezugspersonen ab, deren Rat jungen Menschen wichtig ist. Indirekte Rekrutierungskanäle haben den Vorteil, dass mit vergleichsweise geringem Aufwand eine hohe Reichweite erzielt und somit eine hohe Zahl an Bewerbungen generiert werden kann. Dies belegen die Untersuchungsergebnisse. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass das Risiko unbesetzter Ausbildungsstellen nicht sinkt, da die eigentliche Zielgruppe weniger zielgerichtet ansteuert werden kann.
Dagegen bieten direkte Rekrutierungskanäle die Möglichkeit, gezielt Ausbildungsinteressierte, die im ersten persönlichen Kontakt Interesse signalisieren und über weitere, aus betrieblicher Sicht wichtige Voraussetzungen zu verfügen scheinen, auf Ausbildungsangebote hinzuweisen und zur Bewerbung zu ermutigen. Allerdings erfordern direkte Rekrutierungswege im Vergleich zu indirekten einen deutlich höheren Aufwand und generieren durch die geringere Reichweite meist nur wenige Bewerbungen. Den Untersuchungsergebnissen zufolge ist letzteres aber eher unproblematisch, da es Betrieben mit einer vorwiegend auf direkte Rekrutierungswege ausgerichteten Strategie trotzdem eher gelingt, alle Ausbildungsstellen zu besetzen, als Betrieben, die primär indirekte Wege nutzen. Unter den wenigen mit direkten Wegen generierten Bewerbungen befinden sich offenbar viele passende. Durch virtuelle Formate anstelle von Präsenzformaten lässt sich der Aufwand zudem verringern – und die Zielgruppe zieht inzwischen virtuelle Formate sogar vor. Zu berücksichtigen ist aber, dass im direkten Kontakt andere Informationen vermittelt werden als in indirekten Formaten, so dass diese sich zum Teil ergänzen. Unter anderem aus diesem Grund ist – so das Fazit der Autorinnen und Autoren – ein direkter Vergleich schwierig.
Margit Ebbinghaus, Christian Gerhards, Philipp Heyer, Sabine Mohr: Viel hilft viel?! – Welche Wege Betriebe nutzen, um Ausbildungsplatzbewerber/-innen zu finden, und wie erfolgreich sie damit sind. In: BIBB Report 3/2023, Dezember 2023
Kostenfreier Download unter: https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/19359