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Azubis mit Erfahrung bevorzugt: Berufsvorbereitende Maßnahmen erhöhen Ausbildungschancen

Auch zwei Jahre nach dem Schulabschluss haben Bewerberinnen und Bewerber gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz – insbesondere dann, wenn sie sich in dieser Zeit über eine berufsvorbereitende Maßnahme im Übergangssystem weiterqualifiziert haben. Diese sogenannten "Altbewerber/innen" werden sogar öfter zum Vorstellungsgespräch eingeladen als jene, die sich direkt nach der Schule bewerben. Das haben die Ökonominnen Dorothea Kübler und Julia Schmid vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in einem Feldexperiment herausgefunden, in dem erstmals Rekrutierungskriterien auf dem Ausbildungsmarkt in einem großen Umfang getestet wurden.

747 fiktive Bewerbungen haben die Forscherinnen in zwei Wellen 2012 und 2013 an deutsche Unternehmen mit mehr als 30 Mitarbeitenden verschickt, die eine Ausbildung zur Bürokauffrau und zur Kauffrau für Bürokommunikation anboten. Die erste Gruppe der fiktiven Bewerberinnen stand kurz vor dem Realschulabschluss bzw. dem mittleren Schulabschluss, die zweite Gruppe hatte nach diesem Abschluss ein Jahr lang eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme angeschlossen und jobbte zum Zeitpunkt der Bewerbung; die dritte Gruppe hatte die Schule ebenfalls vor fast zwei Jahren abgeschlossen und jobbte ebenfalls zum Zeitpunkt der Bewerbung. Alle Bewerberinnen hatten denselben Notendurchschnitt.

Es zeigt sich, dass Personalchefs Altbewerberinnen vorziehen, die eine berufsvorbereitende Maßnahme absolviert haben. Diese Bewerberinnen haben über beide Wellen hinweg eine um 13 Prozent höhere Chance, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden als Bewerberinnen, die sich gleich nach der Schule um einen Ausbildungsplatz bewerben. Auf dem letzten Platz landen Altbewerberinnen, die nach der Schule nur gejobbt haben: Sie haben gegenüber den Altbewerberinnen mit berufsbegleitender Maßnahme eine um 16 Prozent geringere Chance, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. "Viele Personalchefs bevorzugen Bewerberinnen, die zwei Jahre älter sind, sich weiterqualifiziert haben und damit mehr Ausbildungsreife mitbringen", machen Dorothea Kübler und Julia Schmid deutlich. "Der Druck auf die jungen Leute, nur ja keine Lücke im Lebenslauf entstehen zu lassen, scheint weniger groß als häufig vermutet. Sie haben Zeit für die Stellensuche oder auch bloß zur Orientierung, z.B. mit Hilfe einer berufsvorbereitenden Maßnahme."

Das Feldexperiment ist Teil des WZB-Brückenprojekts "Rekrutierungsverhalten von Unternehmen auf Ausbildungs- und Arbeitsmärkten".

Die Studie von Dorothea Kübler und Julia Schmid ist als Discussion Paper unter dem Titel "Take your time to grow: A field experiment on the hiring of youths in Germany" erschienen. Sie steht als PDF zum Download auf der Website des WZB zur Verfügung: www.wzb.eu/de/publikationen/discussion-papers/markt-und-entscheidung
 

(Quelle: Pressemitteilung des WZB vom 11.06.2015: www.wzb.eu/de/pressemitteilung/wirtschaft-setzt-auf-reifere-bewerber)

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