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Neue Instrumente zur Fachkräftesicherung in Hessen vorgestellt
„Es ist nicht zu spät, um sich für einen Ausbildungsplatz zu bewerben“, betonten Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und Dr. Frank Martin, Geschäftsführer der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, am 21.07.2023, dem letzten Schultag vor den Sommerferien: „Für einen starken Wirtschaftsstandort brauchen wir in Hessen ausreichend Fachkräfte. Der Wettbewerb um die Fach- und Arbeitskräfte hat längst begonnen. Darum wollen wir nicht nur mehr junge Menschen für die Ausbildung begeistern, sondern auch für Weiterbildung und Qualifizierung mobilisieren. Und wir wollen bewusst heute nochmal dazu aufrufen: Heute ist der letzte Schultag, sehr viele Jugendliche haben ihr Zeugnis in der Hand, aber noch keinen Ausbildungsplatz. Es ist noch nicht zu spät!“
Derzeit sind noch rund 16.000 bei den Agenturen für Arbeit in Hessen gemeldete Ausbildungsplätze unbesetzt. In der im Januar 2023 vorgestellten aktuellen Berufsprognose rechnet das IWAK der Goethe-Universität Frankfurt bis zum Jahr 2028 mit einer Lücke von rund 180.000 Fachkräften, davon drei Viertel mit Berufsausbildung, ein Viertel akademisch Qualifizierte (https://www.hessische-berufsprognosen.de/). Darum, so der Wirtschaftsminister, investiere das Land Hessen in Angebote der Berufsorientierung und setze zugleich einen Schwerpunkt auf Ausbildungsberufe, die durch den Wirtschaftswandel in Zukunft besonders nachgefragt werden.
Berufliche Orientierung und Ausbildung
Die Initiative zur Fachkräftesicherung umfasst folgende Instrumente, die sich an junge Menschen im Übergang Schule – Beruf richten:
- Mit der hessenweiten Praktikumswoche wird es ab 2024 ein flächendeckendes Angebot für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse geben: Sie können an fünf Tagen unterschiedliche Unternehmen und Berufe kennenlernen.
- In die Berufsorientierung der sogenannten MINT-Fächer investieren das Land Hessen und die RD Hessen der Bundesagentur für Arbeit mit Kofinanzierung durch den ESF+ im Jahr 2023 insgesamt 1,9 Mio. EUR. Zusätzlich wird 2023 erstmals das Projekt Energiewendeheld*innen der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt gefördert. Ab 2024 soll deren Ansatz gemeinsam mit der Landesenergieagentur fortgeführt und ausgebaut werden.
- Informationen zu Berufen müssten bei der Zielgruppe ankommen, sagte Al-Wazir und verwies auf die Kampagne „VonAzuB“ des Landes Hessen. Aktuell wird eine neue Suchmaschine für Ausbildungsplätze aufgebaut, welche die Suche nach offenen Ausbildungsstellen mit Infos zur dualen Ausbildung kombinieren soll. „Wichtig ist, dass wir möglichst viele lokale oder thematisch begrenzte Lehrstellenbörsen integrieren“, appellierte Minister Al-Wazir an die Partner des Bündnisses für Ausbildung, die dieses neue Angebot explizit gewünscht haben. Sie sollen nun auch den Zugriff auf die ohnehin öffentlich zugänglichen Daten ermöglichen.
Weiterbildung und Qualifizierung
Geschäftsführer Dr. Frank Martin, RD Hessen der BA, erinnerte daran, dass perspektivisch in den nächsten zehn Jahren rund 330.000 Fachkräfte in Hessen allein aus Engpassberufen in Rente gehen. Dies sei nur durch Ausbildung nicht zu ersetzen, daher spielen auch Weiterbildung und Qualifizierung eine wichtige Rolle: So haben zwei Drittel aller hessischen Arbeitslosen keinen Berufsabschluss, rund 12 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen sind ungelernt. „Deswegen wollen wir in Hessen das flächendeckende, niedrigschwellige Beratungsangebot für Weiterbildung ergänzen. Diese Bildungspunkte wollen wir als Bundesagentur für Arbeit nicht alleine betreiben, sondern wir laden alle regionalen Akteure ein mit uns diese Aufgabe anzugehen. Gemeinsam beraten und gemeinsam Menschen auf ihrem Qualifizierungsweg begleiten und dadurch nachhaltige Bildungsbiografien zu ermöglichen, ist eine lohnenswerte Aufgabe.“
Das Land Hessen finanziert gemeinsam mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF+) bereits seit Jahren mit den Bildungscoaches ein niedrigschwelliges Beratungsangebot in ganz Hessen; insgesamt 15 Bildungscoaches beraten in 12 Bezirken der Arbeitsagentur zum Thema Weiterbildung und Qualifizierung. Zusätzlich gehen sie vor Ort in die Unternehmen und begleiten während der Qualifizierungsmaßnahmen die Beschäftigten und den Betrieb. Die Finanzierung der Bildungscoaches, so Al-Wazir, sei für die kommenden Jahre gesichert, mindestens bis zum Ende der ESF-Förderperiode.
Quelle: Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen vom 21.07.2023, https://wirtschaft.hessen.de/presse/al-wazir-und-dr-martin-stellen-neue-instrumente-zur-fachkraeftesicherung-vor (Dort sind auch weiterführende Informationen sowie die PowerPoint-Präsentation zur Pressekonferenz abrufbar.)